Wildkräuter
Wildkräuter, die sich in den Ritzen von Gehwegplatten und unter Bäumen ansiedeln, werden von vielen Menschen als „unordentlich“ empfunden.
Ritzenblumen sind wahre Überlebenskünstler: Sie müssen mit wenig Erde und damit wenig Nahrung und wenig Wasser auskommen. Im Sommer machen ihnen hohe Temperaturen zu schaffen. Im Stadtzentrum von Wilhelmshaven findet man deshalb vor allen Dingen Arten, die Trockenheit lieben.
Oft reichen die Nährstoffe für die Pflanzen nicht aus, um ihre volle, arttypische Größe zu erreichen. Sie bleiben deutlich kleiner, können aber trotzdem blühen und Nachwuchs produzieren. „Kümmerform“ nennen Biologen das.
Es wäre schade, wenn all diese Pflanzen dem Ordnungs- und Sauberkeitsbedürfnis mancher Menschen zum Opfer fallen würden. Bei einer Kartierung im Jahre 1985 stellte sich heraus, dass Baumscheiben einer der artenreichsten Lebensräume in Wilhelmshaven waren. 238 Pflanzenarten konnten nachgewiesen werden, acht davon kamen an keinem anderen Ort in Wilhelmshaven vor. Sieben Arten waren auf der Roten Liste als gefährdet eingestuft.
Wirklich dreckig und unordentlich wird es durch den Müll, den manche Menschen einfach auf die Straße werfen. Diesen zu entfernen und die Pflanzen stehen zu lassen wäre viel sinnvoller, als überall zu jäten.
Wo Wildkräuter sehr hoch wachsen, laufen und fahren wenig Menschen über die gepflasterten Wege. Hier wäre es also eigentlich gar nicht nötig, den Boden zu versiegeln. Man könnte die Platten oder den Asphalt entfernen und der Natur ein Stück Raum zurück geben.