Flussseeschwalbenkolonie

Naturschutz

Auf dem Rundweg um den Banter See kommt man am  Nordufer an einem Naturdenkmal vorbei:

Die Brutkolonie liegt am Nordufer des Banter Sees

An die 500 Brutpaare der geschützten Flussseeschwalbe haben hier im Banter See eine Brutkolonie. Wer von Mitte April bis Anfang September hier vorbei kommt, hört ihr Geschrei schon von Weitem.

An die 500 Brutpaare der geschützten Flussseeschwalbe haben hier im Banter See eine Brutkolonie. Wer von Mitte April bis Anfang September hier vorbei kommt, hört ihr Geschrei schon von Weitem.

Vogelgeschrei in  der Flussseeschwalbenkolonie

Flussseeschwalben Brutkolonie am Banter See
Von Oktober bis März fallen die Brutinseln kaum auf, weil die Aufbauten fehlen

Die Flussseeschwalbe steht auf der Roten Liste der gefährdeten Vogelarten. Lebensraumverlust, Nahrungsmangel, Störungen, Schadstoffe und in früheren Zeiten Jagd und Eiersammeln haben dieser Art schwer zugesetzt. Wer mehr drüber erfahren will, kann hier weitere Informationen finden:

Beobachtungstipps

Fischfang

Am Südstrand, beim Kraftwerk an der Jade und manchmal auch im Banter See kann man Flussseeschwalben beim Fischfang beobachten. Aus dem Flug wird nach der Beute Ausschau gehalten, um dann im Sturzflug nach dem Fischchen zu stoßen. Schnell ist die Seeschwalbe wieder an der Wasseroberfläche und startet in die Luft.

Erwischt! Die Seeschwalbe hat ein Fischchen gefangen

Futter im Schnabel

Mit einem Fernglas und manchmal auch mit bloßem Auge kann man beobachten, dass die meisten Flussseeschwalben, die in Richtung Kolonie fliegen, einen Fisch im Schnabel tragen. Während der Balz und solange die Eier bebrüten werden müssen, wird der Partner mit Fischen versorgt. Später sind dann beide Eltern unterwegs, um Futter für die Küken herbei zu schaffen.

Kleine Fische werden in großen Mengen zur Kolonie getragen

Diebe und Wegelagerer

Manchmal kann man auch beobachten, dass eine Flussseeschwalbe, die einen Fisch im Schnabel trägt, von einem Artgenossen gejagt wird. Es gibt diebische Seeschwalben, die sich darauf spezialisiert haben, anderen die Nahrung zu klauen. So sparen sie sich den langen Weg bis zu den Fischgründen, die bis zu 6 Kilometer entfernt von der Kolonie liegen.

Die linke Flussseeschwalbe versucht der rechten den Fisch abzujagen

Panikflug

Von Zeit zu Zeit sieht man die Flussseeschwalben in großen Schwärmen über der Kolonie aufsteigen.

Wie auf Kommando fliegen manchmal alle Seeschwalben auf. Foto: Sabrina Hoffmann
Auch bei Störung fliegen die Seeschwalben auf. Deshalb dürfen nur die Wissenschaftler die Insel betreten.

Nachwuchs

Wenn man einen Blick auf die Küken werfen will, sollte man an einer Führung durch das Institut teilnehmen. Von der Beobachtungsstation aus kann man mit einem Spektiv (=Beobachtungsfernrohr) in die Kolonie gucken.

Küken kann man bei einer Führung des Instituts sehen oder auf www.lotti-web.de

Sobald der Nachwuchs flügge ist, kann man die Jungen auch von Ufer aus beobachten. Damit die Jungen sich zwischendurch ausruhen können, bringen die Wissenschaftler im Sommer Flöße ins Wasser. Die Jungvögel können diese Flöße fliegend oder schwimmend erreichen und von dort gut wieder starten. Das ist einfacher, als vom Wasser aus wieder in die Luft zu kommen.

Junge Seeschwalben sind an dem braunen Gefieder und dem helleren Kopf von den Altvögeln gut zu unterscheiden

Wenn alle Küken eines Paares flügge sind, verlassen die Eltern zusammen mit ihren Jungen die Kolonie. Sie müssen die Jungen aber noch eine ganze Weile füttern. Dann kann man sie in der Umgebung, zum Beispiel beim Kraftwerk oder am Nassauhafen beobachten.

Mehr zum Verhalten von Flussseeschwalben gibt es unter www.lotti-web.de unter dem Menüpunkt „Flussseeschwalben“.

Forschung

Das Institut für Vogelforschung „Vogelwarte Helgoland“ betreut die Flussseeschwalbenkolonie am Banter See und hat hier schon viel über das Leben dieser Vögel herausgefunden. Prof. Dr. Peter Becker leitet die Arbeitsgruppe und hat vor inzwischen gut 30 Jahren einen weltweit einmaligen Forschungsansatz begründet. Die Vögel werden individuell markiert und können so in ihrem Lebenslauf beobachtet werden. Zunächst bekommt jeder einzelne Vogel, der hier am Banter See aus dem Ei schlüpft, einen Ring. Die Wissenschaftler wiegen die Kleinen regelmäßig und verfolgen so ihre Entwicklung.

Dieses Küken ist frisch geschlüpft und hat gleich einen Ring bekommen, damit man es immer wieder erkennen kann

Kurz bevor die jungen Seeschwalben flügge werden bekommen sie außerdem einen winzig kleinen Transponder unter die Haut gespritzt. Mit diesem kleinen Chip können die Vögel von nun an individuell erkannt werden. Auf diese Weise ist es Peter Becker und seinem Team möglich, die Lebensgeschichte der einzelnen Vögel zu dokumentieren.

Sobald sich eine der am Banter See beringten Vögel auf einem der Sitzkästen niederlässt, wird der Transponder abgelesen und die Wissenschaftler erfahren, dass der Vogel sich in der Kolonie aufhält. In einigen Kästen sind auch Waagen verborgen, so dass die Vögel regelmäßig gewogen werden, ohne dabei beunruhigt zu werden. 

Star der Kolonie ist „Lotti“. Sie ist der älteste und erfolgreichste Brutvogel hier am Banter See. Sie hat mit drei Partnern – Jan, Otto und Hartmut – insgesamt 38 Küken groß bekommen, von denen einige zu dieser Kolonie zurück gekehrt sind. Daher weiß man, dass Lotti mindestens 89 Enkel und 52 Urenkel hat (Stand 2013). 2014 ist Lotto im Frühjahr nicht mehr zu ihrer Brutkolonie zurückgekehrt. Sie ist 24 Jahre alt geworden – ein stattliches Alter für eine Flussseeschwalbe.

Seit Ende 2013 hat Lotti ihre eigene Homepage. Auf der kann man mehr erfahren über die Arbeit der Wissenschaftler und über die Ergebnisse, die sie heraus gefunden haben.

Sobald sich die Seeschwalbe hinsetzt, wird der Transponder registriert