Kurpark

Wer einen gepflegten Park mit Blumenrabatten erwartet, wird vielleicht ein wenig enttäuscht sein. Wer dagegen ein Stück Natur mitten in der Stadt erkunden möchte, wird ein Kleinod entdecken.

Gepflegte Blumenbeete findet man nur an wenigen Stellen.

Der Kurpark ist als Landschaftspark geplant. Geschwungene Wege, fließende Übergänge beim Wechsel von offenen und mit Gehölzen bestandenen Flächen, Teiche mit geschwungenen Uferlinien und Inseln stehen im Kontrast zur schachbrettartigen Struktur der Stadt Wilhelmshaven.

Wie in der Natur findet man hier geschwungene Uferlinien.

Mit den genannten Gestaltungselementen versuchten die Planer, die Wirkung freier Landschaften nachzuempfinden. Dies sollte, nach Vorstellung von Kaiser Wilhelm, besonders den Marineangehörigen den Aufenthalt in der „unwirtlichen Gegend“ angenehmer gestalten.

Wald und Wiesen findet man im Kurpark.

Wer Baumarten kennenlernen möchte, ist im Kurpark am perfekten Platz. 19 heimische und 21 Zierbaumarten stehen auf gut 16 Hektar Fläche. Dazu kommen noch 50 Straucharten, von denen etwa ein Dutzend hier auch natürlicherweise vorkommen könnten. Ein Teil von ihnen ist noch beschildert – Reste eines Botanischen Lehrpfades, der 1987 bis 1989 entstand. Von ursprünglich 55 Namensschildern sind nur  noch wenige übrig.

Reste eines Lehrpfades

Frühjahrsblüher

Kahle Bäume lassen viel Licht an den Waldboden.

Im zeitigen Frühjahr, wenn die Bäume noch kahl sind, findet man im Kurpark viele Frühjahrsblüher. Bis die Laubbäume ihre Blätter entfaltet haben, sind die Kräuter am Boden längst verblüht und haben ihre Blätter eingezogen.

Unter den voll entwickelten Blättern der Laubbäume ist es recht dunkel.

Buschwindröschen sind typische Waldbodenbewohner. Sie bilden im März, April weiße Blütenteppiche. Nur wenige Wochen dauert es, bis die Samen reif sind und Ameisen sie in der Umgebung verstreuen. Diese kleinen Insekten sind nur an der nahrhaften Hülle der Nüsschen interessiert und lassen die Samen an anderer Stelle fallen.

Buschwindröschen (Anemona nemoralis) bilden weiße Teppiche.

Wenn die Früchte reif sind, ist es schon Frühsommer und das Licht wird knapp unter den nun belaubten Bäumen. Das Buschwindröschen wirft seine Blätter ab und wartet auf das nächste Frühjahr.

Frühlingsscharbockskraut (Ranunculus ficaria)
Lungenkraut (Pulmonaria officinalis)
Finger-Lerchensporn (Corydalis solida)
Bärlauch (Allium ursinum)

Bärlauch ist als Küchenkraut wieder entdeckt worden. Wer das Kraut sammeln will muss sich gut auskennen: Die Blätter haben Ähnlichkeit mit dem giftigen Maiglöckchen.

Wurten

Lange bevor ein Park entstand, wohnten hier Menschen. Man findet mehrere Wurten, die davon zeugen. Auf dem Weg von der Bremer Straße zur Schulstraße führt ein Weg parallel zum Parkmittelweg. Von ihm aus kann man rechts im Wald zwei und links einen Hügel entdecken.

Auf einem Trampelpfad kann man ihn überqueren und kommt beim Musikpavillon wieder aus dem Wald. Die anderen beiden sind nur 1,2 bzw. 1,3 Meter hoch und fallen weniger ins Auge.

Ein Trampelpfad führt über diese Wurt

Geschütztes Feuchtgebiet

Gegenüber vom Wasserturm befindet sich eine Wiese, auf der viele Sauergräser, also Seggen und Binsen stehen. Hier ist es besonders feucht und in einer kleinen Senke hat sich ein Tümpel gebildet.

Das Seggenried beim Wasserturm ist ein geschütztes Feuchtgebiet.

Das Bundesnaturschutzgesetz schützt solche Kleingewässer und Seggenriede, weil sie seltenen Pflanzen und Tieren Lebensraum bieten. Die Sibirische Schwertlilie und der vom Aussterben bedrohte Zungenhahnenfuß kommen hier vor.

Der Zungenhahnenfuß (Ranunculus lingua) steht auf der Roten Liste der gefährdeten Pflanzen.

Vögel

Durch seinen Reichtum an unterschiedlichen ökologischen Strukturen, wie Wald, Wiese und Teich ist der Kurpark Lebensraum für Wald- und für Wasservögel.  Kleiber, Specht und  Waldkauz sind typische Waldbewohner.

Der Waldkauz hat den Eulennistkasten angenommen.
Waldkauz

Der Kauz ist als Eule nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt. Im Kurpark findet der Waldkauz ein abwechslungsreiches Umfeld mit waldähnlichen Flächen, Wiesen und Baumgruppen. Hier jagt er nachts nach Mäusen. Vier Tiere muss er im Laufe einer Nacht fangen, um satt zu werden. Er verschmäht aber auch Wanderratten oder Eichhörnchen nicht, wenn er sie zu fassen bekommt. Notfalls frißt der Waldkauz auch Vögel und  Regenwürmer.

Die meisten Eulen sind nachtaktiv. Die schaurig-schönen Rufe des balzenden Männchens – „Huh-Huhuhu-Huuuh“ – kann man von September bis November und von Januar bis März in der Dämmerung und Nachts im Kurpark hören. Das Weibchen antwortet mit einem „Kuwitt“. Im April schlüpfen die Jungen, die gut vier Wochen später das Nest verlassen und wie Federbälle auf Ästen sitzen. Bis in den Sommer versorgen die Alttiere die Kleinen.

Mittelspecht

Eine Besonderheit im Kurpark ist der Mittelspecht. Er wurde 2013 das erste Mal hier nachgewiesen. Diese Spechtart benötigt in ihrem Lebensraum alte Bäume mit grobrissiger Rinde oder Totholz. Das Vorkommen des Mittelspechtes zeigt die ökologische Qualität des Kurparks.

Typisch für den Mittelspecht ist die rote Kappe und das helle „Gesicht“.
Fütterung des Nachwuchses

Der Mittelspecht ist wie der häufigerer Buntspecht hauptsächlich schwarz-weiß und hat einen weißen Fleck auf der Schulter. Erwachsene Buntspechte haben eine schwarze Kappe und nur einen roten Fleck am Hinterkopf. Sie sind leicht vom Mittelspecht mit der roten Kappe zu unterscheiden. Junge Buntspechte haben auch eine rote Kappe, deshalb muss man genauer hinschauen: Beim Mittelspecht reicht die schwarze Wangenzeichnung weder bis zum Schnabel noch bis zum Genick. Der Kopf des Mittelspechte sieht deshalb heller aus als der vom Buntspecht.